Wir schlafen wunderbar in dieser Pension, überhaupt hatten
wir seit Anbeginn dieser Reise bisher immer Glück mit der Qualität der Betten.
Mich weckt ein Sonnenstrahl und die Bewegung des Schattens der Baumäste, der
durch das Fenster fällt, dazu der süsse Gesang einer Nachtigall. Das Frühstück
ist wieder etwas Besonderes in diesem Haus, darauf wurde übrigens schon auf der
Homepage dieser Pension hingewiesen. Es gibt wieder von dem wunderbaren
Schinken, lokale Wurstwaren und insbesondere einen schmackhaften Frischkäse von
der Art, wie er nur in dieser Gegend produziert wird. Bereits gestern auf der
Fahrt war mir übrigens aufgefallen, dass vor vielen Bauernhöfen Schilder mit
den Aufschriften «Sir» (Käse) und «Med» (Honig) stehen, beide Ausdrücke sind
mir aus dem Tschechischen geläufig.
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Vom satten Grün zurück in den trockenen Karst |
Wir sind fast ein wenig traurig, als wir dieses gastliche
Haus verlassen, doch siegt die Neugierde auf das Kommende, unser nächstes Ziel
ist die Stadt Split mit ihrem Diokletianspalast. Zuerst durchfahren wir wieder
saftig grüne Landschaften mit tiefen Wäldern, doch dann – wir nähern uns der
Adria – wechseln sie über in eine trockene Halbwüste mit Steinen, zwischen
denen vereinzelte Büsche wachsen. Aus der Einsamkeit der Plitwitzer Seen
geraten wir in Split in den Trubel einer Touristenstadt, das Navi führt uns zu
einem offensichtlich antiken Gebäude, doch nirgendwo ist ein Parkplatz zu
sehen, der Verkehr in der Stadt ist mörderisch. In meiner Not gelange ich in
eine lange enge Sackgasse,
Wir befinden uns direkt neben dem Diokletianspalast, der
alte Kaiser wusste damals noch nicht, dass seine offizielle Adresse eines Tages
«Dioklecijanova ulica 5» lauten würde, diese Adresse hatte ich ins Navi
eingegeben. Doch zuerst ein Mal haben wir Durst und setzen uns an ein Tischchen
eines der Cafés, welche an die Palastmauer anschliessen, unter dem Schutz eines
grossen Sonnenschirms, der uns vor der Hitze der sengenden Sonne schützt. Wir
bestellen beide ein Schweppes, dazu Sandwiches
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Hose mit zufriedenem Gesicht |
Nach dem Imbiss laufen wir zum
Palast
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Die Nebengasse entlang der Seitenfront des Palasts |
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Eingang zum Vorhof |
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Im Innenhof des Diokletianspalasts |
Nach zwei Stunden sind wir wieder
unterwegs, die Strasse führt nun meist in Serpentinen entlang einer felsigen
Küste, die von zahlreichen Inseln gesäumt ist, oft hat man eher das Gefühl von
Seen, da die Inseln den Blick in die freie Adria verstellen. Es ist eine der
schönsten Meeresküsten, die wir bis jetzt gesehen haben. Ganz plötzlich führt
die Strasse aus der trockenen Halbwüste hinunter in eine weite grüne Ebene, die
sich zu beiden Seiten eines breiten Flusses ausdehnt. Dies ist das
Mündungsdelta der Neretva und sofort ist die Strasse von Marktständen gesäumt,
an denen frisches Obst und leuchtend rote Tomaten angeboten werden. Leider
verpasse ich rechtzeitig zu halten, denn ich würde gerne
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Ein Gemisch von Zeitaltern |
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Zwei römische Kroaten |
Plötzlich kommen wir wieder an
eine Grenze, Bosnien-Herzegowina besitzt kurz vor Dubrovnik ein kleines Stück
Meeresküste, nach wenigen Kilometern, kurz vor Dubrovnik, müssen wir schon
wieder die Grenze zurück nach Kroatien überschreiten. Es versteht sich, dass
wir dies wegen Illas abgelaufener Identitätskarte stets mit etwas Bauchgrimmen
tun. Dubrovnik kündigt sich mit einer riesigen Hängebrücke an, ihr Name lautet «Most
Dr. Franja Tuđmana» und sie ist dem zweifelhaften ersten Staatspräsidenten des
neuen Landes gewidmet. Kurz darauf führt die Strasse schräg nach abwärts,
seitlich davon ein tiefer Graben, hinter dem die hohen Mauern der Altstadt von
Dubrovnik erscheinen. Es handelt sich um eine enge Einbahnstrasse und ich suche
verzweifelt nach einem freien Parkplatz in der Nähe des Buza-Tors, da wir von
diesem Tor den kürzesten Fussweg zu unserem Hotel haben. Endlich finde ich
einen Parkplatz, jedoch funktioniert der Parkautomat nicht, ich muss eine ganze
Strecke hochlaufen, um einen funktionierenden Apparat zu finden. Die Strafen
sind hier nämlich drakonisch, auf einem Schild steht, dass ein Wagen, der
länger als 10 Minuten ohne Parkschein angetroffen wird, mit der Bezahlung einer
Tagesmiete bestraft wird, die immerhin gegen 50 Euro kostet.
Wir entladen das Nötigste aus
unserem Wagen, Illa zieht den grossen Koffer auf Rädern, ich den
kleineren und trage gleichzeitig meinen schweren Aluminiumkoffer in der linken
Hand, so holpern wir über die groben Pflastersteine durch das Ploce-Tor in die
Altstadt, gelangen auf den Stradun, die zentrale Strasse dieser Stadt, welche beim Ploce-Tor in der Nähe des Hafens beginnt und auf der anderen Seite der Stadt mit dem Pile-Tor endet. In diesem
Moment hören wir Trommelwirbel, auf dem Stradun kommen uns fünf junge Männer in
mittelalterlichen Landsknechttrachten entgegen, auf dem Kopf ein keckes Barett,
Hellebarden geschultert. Offensichtlich ist dies der Brauch, der in Dubrovnik
den Abend einläutet.
Ich weiss, dass unser Appartement
an der Ulica Dropceva liegt, einem der kleinen Seitensträsschen, die seitlich
vom Stradun nach oben führen. Nach einigen Rückfragen finden wir dann die Dropceva und sehen, dass es weniger eine Strasse als eine Folge
von steil aufwärtsführenden Stiegenfluchten ist. Illa ist nun schon ziemlich
müde, ich lasse sie mit den Koffern an einem Tischchen eines kleinen Cafés
zurück. In der Zwischenzeit gehe ich auf
Rekognoszierungstour, steige die Stiegen hoch, quere eine Parallelgasse zum
Stradun, die voll mit Tischen zahlreicher Restaurants ist, die Dropceva führt
aber noch weiter nach oben, erst nach zwei weiteren Stiegen stehe ich vor dem
Eingang der «Old City Appartements». Die Tür ist jedoch geschlossen, ich
versuche ergebnislos einen Telefonanruf, dann sehe ich ein Schild mit der Anweisung, bei geschlossener Tür beim darunterliegenden Restaurant
vorzusprechen. Ich finde einem Kellner, der meine Meldung weitergibt,
kurze Zeit darauf erhalte ich die Information, dass in wenigen Minuten der
Empfang der Pension besetzt sein wird.
Ich laufe sofort zu Illa zurück,
sie hat sich unterdessen bei einem kühlen Bier etwas erholt, als sie ihren
Koffer die Stiegen hochtragen will – ich möchte dies nicht und will lieber
zweimal laufen – kommt ein freundlicher junger Kroate und nimmt ihr den
Koffer ab. So gelangen wir als kleine Prozession wieder nach oben, wo eine
junge elegante Frau in einem kleinen Büro im Untergeschoss auf uns wartet. Sie
hat gerade begonnen unsere Personalien aufzunehmen als plötzlich eine grosse
Hornisse ins Büro hereinfliegt. Illa bleibt ruhig, die junge Frau aber wird
fast hysterisch, beide verlassen sicherheitshalber das Büro, während ich meine
unerschrockene Männlichkeit zur Schau stelle, indem ich mit einer dicken
Touristenbroschüre versuche, das Tier an die Wand zu klatschen. Das Insekt
entkommt mir immer wieder, endlich gelingt es mir, auf einem Stuhl stehend, den
Eindringling zu erschlagen, die junge Kroatin hat auch jetzt noch soviel Angst,
dass ich es in ein Papier einwickeln und so im Papierkorb entsorgen muss.
Anschliessend führt sie uns zu
unserem Zimmer – leider wieder über zwei steile Treppen. Im Zimmer ein grosses
Himmelbett, davor ein kleiner Salontisch mit einer grossen Couch. Seitlich eine
Einbauküche und daneben das Bad. Es fällt uns sofort auf, dass sowohl Küche wie
auch Bad von Riesen angelegt worden sind. Mit meinen 175 cm – ich bin
altershalber schon um einige Zentimeter geschrumpft – kann ich im
Badzimmerspiegel gerade noch die obere Hälfte meines Gesichts sehen, für Illa
natürlich ein hoffnungsloser Fall. Dasselbe gilt für die Küche, wo ich die
Gläser im untersten Regal gerade noch mit ausgestrecktem Arm berühren kann. Ich
fühle mich wie Gulliver im Lande Brobdingnag. Illa findet dann zum Glück einen
Spiegel neben dem Himmelbett.
Ich lasse Illa im Appartment
zurück, damit sie sich ausruhen kann und steige die Stiegen der Dropceva
diesmal zum Buze-Tor hoch, von dort ist nur noch ein kurzer Weg bis zu unserem
Wagen, dessen Parkzeit bald abläuft. Ich will ihn zur «Public Garage» bringen,
in der die meisten Besucher der Stadt ihre Autos unterbringen. Leider befiehlt
mir das Navi nach rechts abzubiegen, ich gelange immer weiter den Hang hoch und
ende am Schluss in einer Sackgasse. Also programmiere ich das Navi wieder auf
den Ausgangspunkt, erreiche diesen auch, doch auch dieses Mal finde ich die
richtige Einbahnstrasse nicht, die zur Public Garage führt. Dafür habe ich ein
Inzident mit einem kroatischen Polizisten: ich bleibe einen Moment stehen, um
einen Passanten nach dem Weg zu fragen, in diesem Moment beginnt ein anderer
Mann, den ich als Polizist erkenne, aus vollem Halse zu brüllen, ich solle weiterfahren, In
meiner ersten Verwirrung lasse ich den Wagen ein Stück zurückrollen, hinter mir hupt ein Auto protestierend , worauf der Polizist noch mehr auf mich einbrüllt
und auf mich zukommt. Da er meine Autonummer nicht sehen konnte, gebe ich einfach
Gas
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Die doppelten Befestigungsmauern von Dubrovnik, die Strasse, die zur Public Garage führt, verläuft im Graben |
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Illa ist sichtlich müde |
Wir haben heute keine grosse
Unternehmungslust mehr, so steigen wir nur die Stiegen zur Querstrasse hinab
und nehmen das Abendessen im Schein von Laternen ein, welche die Tische
romantisch beleuchten. In
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Die Gasse als endloses Restaurant |
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