Sonntag, 19. Juni 2016

Ein ruhiger Tag in Dubrovnik

Nach den Strapazen des gestrigen Tags schlafen wir länger als gewöhnlich, wie schon gestern gesagt, ist die Einbauhöhe des Spiegels im Badezimmer gewöhnungsbedürftig, beim Rasieren muss ich mich auf die Zehenspitzen stellen, damit ich auch den unteren Gesichtsbereich im Visier habe. Da wir nicht alle Zutaten fürs Frühstück haben, entschliessen wir uns für ein Frühstück im Ragusa 2 und setzen uns gegen halb zehn Uhr an eines der Tischen, es ist bereits ziemlich warm, doch die Sonne gelangt mit ihren Strahlen noch nicht in die enge Gasse. Wir sind nicht allzu begeistert von diesem Frühstück, es gibt kein Buffet und Eier und etwas Wurst bekommen wir erst auf ausdrückliche Bestellung. Damit ist unser Entschluss noch fester, die künftigen Dubrovniker Frühstücke selber zu organisieren.
Der Stradun - Hauptstrasse von Dubrovnik - am Sonntagmorgen

Nach dem Frühstück schlendern wir herunter zum Stradun und laufen dann in Richtung des Pile-Tors, wo wir an der Franziskaner-Kirche vorbeikommen. Durch die offene Tür hört man Gesang, dann ein Gebet, wir treten ein, beschliessen die Messe mitzufeiern. Das Gebet, welches gerade von der Menge gesprochen wird, erkenne ich in jeder Sprache sofort, denn Rhytmus und Intonation des Vaterunsers klingen immer sehr ähnlich. Während die Messe ihren Lauf nimmt, denke ich über den Katholizismus nach, über seine Funktion, sie trug die Fackel der Globalisierung weiter, nachdem das römische
Messe in der Franziskanerkirche
Reich untergegangen war. Früher, als die Messe noch in Lateinisch gehalten wurde, war dieser globale Anspruch noch deutlicher, denn egal wohin man kam, es wurden immer dieselben Worte, dieselben Sätze gebraucht. Ich denke an die Klöster, wie dieses Franziskanerkloster, welche in den dunklen Zeiten des Mittelalters das Licht der antiken Kultur am Brennen hielten. Trotz der negativen Rolle, welche die Amtskirche dann in der Neuzeit zeitweise gegen Wissenschaft und Kunst einnahm, muss man doch sagen, dass die Aufklärung und die moderne Technik letztendlich auf der Basis diese Klöster entstehen konnte.
Haupteingang zur Altstadt: das Pile Tor
Der hl. Blasius thront über allen Toren der Stadt

 Nach der Messe laufen wir zum Pile-Tor, welches den Haupteingang zur Stadt darstellt, denn bis zu dem Platz davor dürfen Busse und Taxis fahren, innerhalb der ganzen Altstadt gibt es nur Fussverkehr, für den Warenverkehr Handkarren und kleine Elektrowägelchen. Ueber dem Pile-Tor steht die Statue des heiligen Blasius, er ist der Schutzpatron der Stadt und deshalb über allen ihren Toren zu sehen.

Kreuzgang Franziskanerkloster
Anschliessend besichtigen wir das Franziskanerkloster, welches heute ein Museum ist. Bei der Besichtigung des Kreuzgangs muss ich wieder an die globalisierende Wirkung denken, denn ähnliche Kreuzgänge sieht man in Italien, Frankreich, im Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen und auch in den "Spanish Missions" von Kalifornien. In einem Nebenraum des Kreuzgangs eine Besonderheit - die älteste Apotheke der Welt - in der seit 1317 ohne Unterbrechung Salben und Medikamente hergestellt werden.
Die älteste Apotheke der Welt

Nach dieser Besichtigung laufen wir den Stradun wieder zurück bis zum Pile-Tor, kurz davor das schöne Verwaltungsgebäude der Stadt, in einem Nebenraum ist ein Zimmer zur Erinnerung an die Kriegsereignisse vor 21
Jahren eingerichtet. Kroatien ist bei Dubrovnik nur ein dünner Streifen entlang dem Meer, die Berge oberhalb der Stadt waren von den bosnischen Serben besetzt, welche die Stadt durch schonungslosen Beschuss in die Knie zwingen wollten. Dabei wurden 70% der alten Gebäude beschädigt und es ist ein Wunder, wie diese Stadt heute wieder aussieht!
Gebäude brennen nach einem Fliegerangriff

Als wir wieder auf den Stradun hinaustreten, beginnt die Dämmerung einzusetzen und damit ein wunderschönes Schauspiel: hunderte von Schwalben fliegen mit lebhaftem Zwitschern über dem abendlichen Corso hin- und her, machen halsbrecherische Flugmanöver. Wir
laufen durch viele der Gässchen, welche vom Stradun abzweigen, praktisch jedes der Häuser enthält ein Restaurant oder Cafe, noch nie haben wir eine Stadt mit einer solchen Dichte an Essmöglichkeiten gesehen. Doch dann finden wir
"Saddle of Iberico Pork"
"unser" Restaurant, im Gegensatz zu den meisten anderen, die das übliche Balkan-Angebot feilhalten - Cevapcici, Rasnici & Co. - ist dieses Restaurant etwas Besonderes, auch ist es nicht so überlaufen. Wir setzen uns an einen Tisch und trinken zuerst ein Mal einen Gin Tonic. Wenn man sehr Durst hat, gibt es nämlich nur zwei Dinge, welche so herrlich prickelnd erfrischen: ein kühles Bier oder eben ein nicht zu süsser Gin Tonic. Als Vorspeise wählen wir eine sehr gut zubereitete Gazpacho und zur Hauptspeise ein dickes Rückensteak vom Iberico-Schwein, es ist exakt auf den Punkt gebraten. Glücklich und gesättigt laufen wir durch die erleuchteten Gässchen zu unserem Appartement und schlafen sofort tief und fest.

Karte der Altstadt von Dubrovnik
Während wir schlafen, eine kurze Erklärung des Stadtplans von Dubrovnik, mit den Punkten, die wir bisher besucht haben: Durch das Ploce-Tor waren wir gestern mit unseren Koffern gerollt, dann über den Stradun, anschliessend abgebogen, die Prjeka ist die Strasse wo wir gefrühstückt haben, 30 m oberhalb liegt unser Appartement an der Dropceva ulica. Die Franziskanerkirche und das Kloster liegen direkt vor dem Pile Tor, bis wohin Busse und Taxis fahren.


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