Montag, 27. Juni 2016

Von Meran übers Bündnerland nach Hause

Heute morgen geniessen wir zum zweiten Mal das gute Frühstück dieses gastlichen Hauses. Es fällt auf, dass die meisten Gäste an den Nebentischen nicht das erste Mal hier sind und auch wir werden bei einem zukünftigen Besuch in Südtirol sicher hier logieren. Als wir unsere Koffer packen, das übliche Gefühl am letzten Tag einer schönen aber auch anspruchsvollen Reise: einerseits ein wenig Trauer, dass die abenteuerliche Phase mit ihrer Abwechslung zum normalen Alltag nun bald vorüber ist, andererseits jedoch die Freude auf die Gemütlichkeit des eigenen Hauses.

Die Hoteliersfamilie
Bei der Reception habe ich ein längeres Gespräch mit dem Enkelsohn, es geht um den Schwiegervater von Charles Parisis, in der Familie hiess es, er sei ein bekannter Heimatdichter gewesen, aber in den Informationen, die ich nun bekommen habe, wird er nur in seiner Funktion als Pensionsbesitzer genannt. Der junge Mann weiss auch nichts Genaueres und geht ins Internet. Dann werden seine Augen gross, er sagt nur, dann ist er ja "der" Wolf. "Dieser" Wolf ist ein sehr prominenter Meraner gewesen, neben seiner Tätigkeit als Hotelier war er tatsächlich Heimatdichter und verfasste zahlreiche Theaterstücke für die Meraner Bühne, auch war er einer der Initiatoren des Meraner Traubenfests, welches auch heute noch jedes Jahr gefeiert wird. Etwas später verabschieden wir uns von der freundlichen Hoteliersfamilie, ich erhalte die Erlaubnis zu einem Foto.

Im oberen Vintschgau
Hauptplatz von Glurns
Als ich das Navi mit Müstair programmieren will, spinnt es wieder, in immer kürzer werdenden Abständen unterbricht es die Tätigkeit und startet neu auf, sodass ich es schliesslich abschalte. Allerdings ist die Navigation nicht schwer, der Weg führt durch den Vintschgau, stetig dem Lauf der Etsch nach. Zu beiden Seiten der Strasse Obstplantagen, manchmal wird es an Ständen am Rand der Strasse angeboten. Als wir immer höher kommen staune ich, dass die Obstplantagen nicht aufhören, ein Beweis für das milde Klima von Südtirol.

Massive Bauart wie im Engadin
Um die Mittagszeit fahren wir durch ein altes Stadttor auf den zentralen Platz der kleinen Ortschaft Glurns, ringsum schöne alte Häuser, eines davon der Gasthof "Grüner Baum". Ich staune über die massiven Deckenbögen des alten Hauses, sehe eine Aehnlichkeit mit Engadiner Häusern, was ja wegen der grossen Nähe nicht erstaunlich ist. Wir bestellen beide "Eierschwammerl mit Knödeln" und auch dieses letzte Essen auf unserer Reise ist vorzüglich. Nach dem Essen gehen wir hinüber zu dem Laden mit Südtiroler Spezialitäten und kaufen Vingschgauer Fladen und Schüttelbrot sowie zwei Flaschen Marillenschnaps, einer davon für Derek und Simone bestimmt.

Kulinarischer Abschied von Südtirol
Eine halbe Stunde später sind wir schon in Müstair, haben die Grenze zur Schweiz überschritten. Was ich bisher nicht wusste ist, dass Müstair in der Verlängerung des Vintschgauer Tals liegt, es ist kein Pass zu überschreiten. Dieser Pass liegt vor uns, er ist von grosser landschaftlicher Schönheit und als wir das Schild "Livigno" vor der zum engen Tunnel führenden Nebenstrasse sehen, erinnere ich mich an eine schöne Reise mit den Schwiegereltern irgendwann in den Siebzigerjahren. Mittlerweile habe ich eine gute Idee, auf die ich schon viel länger hätte kommen können. Bisher hatte ich angenommen, die Fehlfunktion des Navi gehe auf einen Defekt dieser Software zurück. Dann
Direkt hinter der Grenze: die Kirche von Müstair
erinnere ich mich daran, dass die erste Massnahme bei streikenden Computern einfach ein Neustart ist, denn ich hatte das Smartphone auf dieser Reise immer eingeschaltet. Tatsächlich - nach dem Neustart funktioniert das Navi vorzüglich. Als erste Information befiehlt es uns die Strasse zum Vereinatunnel zu nehmen, ich folge dieser Anweisung ohne Zögern. Wir haben Glück, müssen nicht lange auf den Verlad warten, bereits eine Viertelstunde später befinden wir uns im Tunnel.

Während der Waggon gleichmässig rattert, kommt mir ein schrecklicher Gedanke. Nach
Einfahrt in den Vereinatunnel
dem Neustart war die Navigationssoftware von selber wieder aufgetaucht, als letztes Ziel hatte ich Müstair eingegeben. Könnte es sein, dass ich bereits auf der anderen Seite des Bergmassivs war, als ich den Neustart durchführte, dass wir durch diesen Tunnel wieder zum Ofenpass zurückgeleitet werden? Ich wage nicht Illa meine Bedenken mituzteilen und zum Glück tue ich dies nicht, denn als es wieder hell wird, befinden wir uns auf der richtigen Seite. Der Rest ist schnell erzählt, bald schon kommen wir an Seewis vorbei, ich erinnere mich an die Zeit vor zwei Jahren, als ich hier nach meiner Herzklappenoperation in der Reha war, den
Urwaldszene im Treibhaus
Morgen in der letzten Woche, als mein Gleichgewichtsgefühl plötzlich verschwunden war. Wenige Minuten später kommen wir bei Landquart auf die Autobahn, haben damit einen grossen Kreis geschlossen. Eine Stunde später fahren wir auf unseren Vorplatz, als ich auf die Kilometeranzeige schaue, zeigt sie 3163.5 km. Mein erster Weg führt mich zum Treibhaus, die Tomaten, die bei der Abfahrt gerade bis zu meinem Knie gingen sind in den elf Tagen teilweise bis auf Mannshöhe angewachsen.

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